Titel der Dissertation & Abstract
Psychotherapie als Komplementärversorgung in der Kardiologie. Somatisierte Leidenszustände und die Grenzen ihrer klinischen Befundung
Die Verbindung zwischen Gehirn und Herz ist evolutionsbiologisch fest verankert und etabliert sich bereits während der Embryonalentwicklung. Darauf ist der interaktive Zusammenhang zur emotionalen Wahrnehmung und zu Funktionen des autonomen Nervensystems gegründet. Der Mensch ist durch bio-psycho-soziale Einflussfaktoren auf Körper und Psyche, insbesondere in Bezug auf die Herzgesundheit gefordert emotionalen Stressbelastungen standzuhalten. Die Erhaltung der Gesundheit setzt neuropsychophysiologische Stabilität und Resilienz voraus. Die Entstehung emotionaler Dysfunktionen ist Gegenstand heutiger Forschung. Ursachenfindung und Erhöhung individueller Stressbelastungsfähigkeit sind Therapieziele. Emotionale Dysfunktionen sind opake Vorbedingungen, die sich schädigend auf die Herzgesundheit auswirken. Symptome erhöhter Stressvulnerabilität zeigen sich in organisch nicht verifizierbaren psychosomatische Herzsensationen und -beschwerden, die häufig mit Angst und Depression einhergehen. Patienten, die unter medizinisch unerklärten physischen Symptomen (MUPS) leiden, bleiben derzeit kardiologisch wie psychotherapeutisch unterversorgt. Sie haben ein erhöhtes Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko kardiovaskulären Geschehens. MUPS können darauf hinweisen, dass sich spätere kardiologische Erkrankungen bereits lange vor ihrer klinischen Manifestation entwickeln, die beispielsweise in eine Tako Tsubo Stresskardiomyopathie resultieren. Nachdem die Kardiologie an die Grenzen ihrer Befundung und Behandlung kardialer Patienten mit psychischer Begleitsymptomatik und von Patienten mit MUPS stößt, wird hier eine Untersuchung dieser Thematik aus psychotherapeutischer Sicht vorgenommen. Methode ist die wissenschaftliche Literaturrecherche. Es wird überprüft, ob psychosomatische Organprojektionen, spezifische bio-psycho-soziale Aspekte, wie etwa eine Fehlsteuerung des autonomen Nervensystems, vorliegende Typ-D-Persönlichkeitseigenschaften und/oder Alexithymie mit einer erhöhten Prävalenz kardiovaskulärer Erkrankungen korrelieren und, ob dafür eine Störung der emotionalen (Selbst-)Wahrnehmung ursächlich ist, wodurch Stressoren chronisch unkompensiert bleiben und den physischen und psychischen Leidenszustand langfristig aggravieren. Die Ergebnisse bieten psychotherapeutische Diagnose- und Therapiemöglichkeiten, die komplementär und adjuvant in der (Psycho-)Kardiologie angewendet werden können, um eine interdisziplinäre Versorgung der Betroffenen umzusetzen. Festzustellen ist, dass die Dualität der Versorgung derzeit Institutionalisierungsdefizite aufweist, die aufzubereiten sind.
Keywords: Nervus vagus, Autonomes Nervensystem, Cortisol, Typ-D-Persönlichkeit, Emotion, Alexithymie, Kränkung;
Bitte zitieren als: Teuschl, S.L. (2018). Psychotherapie als Komplementärversorgung in der Kardiologie. Somatisierte Leidenszustände und die Grenzen ihrer klinischen Befundung. (Abstract). Unpublizierte Dissertation, Sigmund Freud PrivatUniversität Wien. URL: https://www.psychotherapie-teuschl.com/index.html